Nachhaltigkeit
Der Slogan "Grün ist Leben" wirbt nicht nur für die Vermarktung der Pflanzen, sondern stellt auch hohe Anforderungen an eine umweltgerechte Produktion. Das beginnt bei der Vermehrung und reicht über die gesamte Produktion bis hin zur Vermarktung. Ziel ist es, unter Berücksichtigung der Umweltfaktoren (Ökologie), der wirtschaftlichen Gegebenheiten (Ökonomie) und der sozialen Zusammenhänge (Gesellschaft), die langfristige Ertragsfähigkeit des Betriebes, des Bodens sowie die Vielfalt der Flora und Fauna zu erhalten. Dieser Verantwortung sind sich Baumschulen seit jeher bewusst sind.
Die Natur und die Umwelt stehen für Baumschulen im Mittelpunkt, denn schließlich sind Boden, Luft und Wasser für Baumschuler entscheidende Produktionsfaktoren. Baumschulen praktizieren Nachhaltigkeit deshalb nicht nur in der täglichen Arbeit, indem sie versuchen die Gehölze so umweltverträglich wie möglich zu kultivieren. Baumschulen erzeugen vielmehr auch die nachhaltigsten Produkte! Gehölze sind ein unverzichtbarer Beitrag zur Gestaltung unseres Lebensraumes und des Klimaschutzes.
Der Boden
Ein gesunder und fruchtbarer Boden ist die Grundlage für die Kultur von Gehölzen und somit auch die Basis für den ökonomischen Erfolg eines Baumschulbetriebs. Pflanzen brauchen Nährstoffe für ihre gesunde und kräftige Entwicklung.
Eine am Bedarf orientierte Gabe der Hauptnährstoffen (Stickstoff, Phosphor, Kalium uns Magnesium) sowie verschiedener Spurenelemente ,soll sowohl eine Überdüngung des Bodens als auch einen Nährstoffmangel der Kulturpflanzen verhindern. Soweit möglich verwenden Baumschulen nicht nur Kunstdünger, sondern bringen auch organische Materialien wie Kompost oder Stallmist aus.
Zur Erhöhung des Humusgehalts werden zwischen den Gehölzkulturen häufig spezielle Nutzpflanzen, wie beispielsweise Klee, Senf, Ölrettich, Gräser angebaut, wobei sich die Konkurenz um Wasser, Nährstoffe, Licht und Standraum nicht egativ auf die Gehölzanzucht auswirken darf. Rückstände von der Ernte (der Baumschule spricht von "Roden") und von Pflegemassnahmen wie Schnitt werden soweit möglch und die Kultur nicht schädlich eingearbeitet und verbleiben so dem ökologischen Kreislauf.
Pflanzenschutz
Gehölze und Stauden werden in die freie Natur, Gärten und öffentliches Grün gepflanzt. Dies wird je nach Standort als Eingriff in die Natur gewertet und ist dann gesetzlichen Regelungen unterworfen. So ist das Einbringen von den Pflanzen anhaftenden Schaderregern und -insekten in neue Gebiete zu verhindern. Im Rahmen der amtlichen Pflanzenbeschau werden die angebauten Kulturen daher regelmäßig kontrolliert. Hierbei geht es nicht nur um möglicherweise nur wenig schädigende Insekten. Besonderes Augenmerk gilt vielmehr auch bestimmten Pilzen, Bakterien, Viren und Phytoplasmen, die durch tierische Schädlinge übertragen werden können. Da der Staat für einzelne Erreger hier eine Null-Toleranz vorgibt, sehen sich die Gärtner verpflichtet, derartige Schädlinge bzw. Erreger rechtzeitig, konsequent, effektiv und damit nachhaltig zu bekämpfen. Der Pflanzenschutz im Baumschulbereich dient somit nicht nur der Sicherung der Einkommensgrundlage des Betriebes, sondern vielmehr der Vorbeugung und Verhinderung der Ausbreitung und Verbreitung von Krankheiten und Schädlingen am Endstandort. Entsprechende Regelungen sind den gesetzlichen Vorgaben aus Pflanzenschutzgesetz, Pflanzenbeschauverordnung und Anbaumaterialverordnung zu entnehmen.
Dieser Verantwortung sind sich nicht nur die Baumschuler und Staudengärtner bewusst. Mit zunehmender Globalisierung und der Diskussion über die Klimaveränderungen ist jedoch seit einigen Jahren eine zunehmende Zahl invasiv auftretender Schadorganismen festzustellen. Diese können auch auf im Freiland angebaute Baumschul- und Staudenpflanzen einwirken. Die Baumschulwirtschaft sieht diese Entwicklungen mit Sorge. Verständlicherweise kann der Baumschuler seine Gehölze nicht tatenlos Krankheiten und Schädlingen überlassen. Vielmehr muss er geeigneten Gegenmaßnahmen ergreifen. Doch auch dabei gilt: Weniger kann auch mehr sein. Gemeint ist damit eine optimale Kombination aus biologischer, biotechnischer, pflanzenzüchterischer, mechanischer sowie anbau- und kulturtechnischer Maßnahmen sowie, als letztem Mittel, chemischem Pflanzenschutz. Selbstverständlich versuchen die Baumschulen letzteren stets auf das notwendige Maß zu begrenzen.
Wenngleich biologischer Pflanzenschutz in einigen Kulturen funktionieren mag, wird es in Baumschulen auf absehbare Zeit ganz ohne chemischen Pflanzenschutz kaum gehen. Dies ist zunächst der Tatsache geschuldet, weil sich sowohl private als auch (öffentliche Groß-)Kunden beim Kauf von nicht direkt der Ernährung dienenden Kulturen in der Regel sehr preisbewusst zeigen. Ferner sind alternative Bekämpfungsmaßnahmen, wie z.B. der effiziente Einsatz von Nützlingen in Gewächshäusern, bei der Kultur von Bäumen, Sträuchern und Stauden im Freiland nur sehr bedingt / nicht möglich.
Aus wirtschaftlichen Gründen beantragt die Industrie Zulassungen für Pflanzenschutzmittel in erster Linie für wirtschaftlich bedeutenden Großkulturen. Daher gibt es nur sehr wenige Pflanzenschutzmittel, die ausdrücklich für Baumschulen zugelassen sind. Hinzu kommt die Tatsache, dass der Zulassung vorausgehende Verträglichkeitsversuche aufgrund der aufgezeigten Gehölzvielfalt sehr aufwendig sind. Von daher sind Baumschulen und Staudengärtner mehr als andere auf die zugelassenen Pflanzenschutzmittel.